Seit 2022 steuert das Bolzano Film Festival Bozen – BFFB mit einer neuen Ausrichtung und einem neuen Vorstand auf die kommenden Ausgaben zu, mit dem Wunsch, die Besonderheiten eines Gebiets wie Südtirol neu zu entdecken. Diese Transition ermöglicht ein Überdenken des Festivals in seinem lokalen, ebenso wie regionalen, nationalen und internationalen Kontext. Es geht darum die Identität des Festivals auszuloten, sich seiner Gegenwart zu stellen und sich zu fragen, wie seine Zukunft wohl aussehen könnte. Es geht darum Antworten auf sehr viele Fragen zu finden, wobei man sich doch auf ein paar essentielle Überzeugungen stützt.
Welche Möglichkeiten könnten entstehen? Welche Funktion hat ein Filmfestival heutzutage? Oder besser, welche Funktion haben Festivals kleiner und mittlerer Dimension? Welche Beziehung entsteht zu dem Gebiet, in dem es stattfindet, und zur Stadt? Es gibt keinen Neustart für ein Festival ohne neue Antworten auf diese Fragen.
Feststeht, dass ein Festival im aktuellen zeitgeschichtlichen Moment, in welchem die audiovisuelle Welt einem ständigen Wandel unterliegt, nicht bloß aufgrund einer starken Identität Erfolg haben kann. Es muss zu etwas Einzigartigem werden. Es muss eine Veranstaltung sein, auf welcher alle sich beteiligten Personen wohlfühlen, das Publikum, ebenso wie die Mitarbeiter*innen und Fachkräfte. Es muss sich um einen angenehmen Moment handeln, um kulturelles, künstlerisches, professionelles und menschliches Wachstum. Natürlich sprechen wir hier von einem Entwicklungsprozess, welcher nicht innerhalb des ersten Jahres seiner Existenz abgeschlossen werden kann. Wie verwirklicht man diese Ziele? Daran arbeiten wir.
Aber was bedeutet es heute, für ein Festival von Identität zu sprechen? Identität, Funktion, Ziele, geografische Einordnung, lauter Organismen, die nicht statisch sein können, sondern in ständiger Bewegung sind. Die Erkenntnis und Auseinandersetzung mit der eigenen Welt erfolgen notwendigerweise im Dialog, in der Auseinandersetzung mit fremden Welten, mit dem Außen.
All dies geschieht auch im Kino, in der filmischen Erzählung, wo sich zahlreiche Filme von lokalen Realitäten, die offensichtlich erscheinen mögen, entfernen und sich der Welt, den Welten öffnen. Auch im Kino vermischen sich also zunehmend Identitäten, Interessen, ethnische Besonderheiten, die sich einer einfachen Kategorisierung entziehen.