Das BFFB38 gibt die teilnehmenden Filme der Sektion Local Heroes bekannt, die ein vielfältiges Spektrum filmischer Handschriften aus der Euregio (Tirol, Südtirol und Trentino) präsentiert. Hier begegnen sich junge Talente und etablierte Filmschaffende, Dokumentarisches trifft auf Fiktion, klassische Erzählweisen auf experimentelle Formen. Gezeigt werden Kurz-, Mittel- und Langfilme, die neue und ungewohnte Perspektiven eröffnen. Von den eingereichten Filmen wurden 16 für das diesjährige Programm ausgewählt – darunter jeweils zwei Lang- und Mittellangfilme sowie zwölf Kurzfilme.
Die Lang- und Mittellangfilme dieser Sektion erzählen von einzigartigen Lebenswelten und besonderen Schicksalen: Heidrun Holzfeind begleitet in Ein Oktopus hat den Mond zerstört Schüler*innen mit besonderen Herausforderungen in ihrem Alltag im Fachbereich Agrarwirtschaft an einer integrativen Berliner Schule. Happyland von Evi Romen erzählt von einer Musikerin, die nach gescheiterter Karriere in London in ihr Heimatdorf zurückkehrt wo sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird – alten Band-Kollegen, ihrer Jugendliebe und einem rätselhaften Pferdenarren. In Mensch, Msch! porträtiert Martin Telser den unermüdlichen Südtiroler Künstler Matthias Schönweger, der auch im hohen Alter mit Ironie, Spielfreude und Tragik schreibt, malt und inszeniert. Karl Prossliners Film Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man reden erzählt die Geschichten von vier Menschen, deren Lebensrealitäten – geprägt von prekärer Arbeit, sozialer Unsicherheit und Existenzkampf – beispielhaft für die Herausforderungen unserer Zeit stehen.
Die ausgewählten Kurzfilme dieser Sektion bieten ein facettenreiches Spektrum an Themen und Erzählformen – von persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen bis hin zu poetischen und experimentellen Ansätzen: Manuel Coser zeigt in L’acqua verde das Eintauchen eines Jugendlichen in die Natur und seine Auseinandersetzung mit der Realität, während Aura von Stefania Accettulli die besondere, berührungslose Verbindung zweier Mädchen im Judo thematisiert. Mit Choices & Chances visualisiert Miriam Muraca in zehn animierten Kurzfilmen Entscheidungen und Veränderungen in Zeiten globaler und individueller Krisen. In Corte entfacht Magdalena Mitterhofer eine hitzige Generationendebatte zwischen Millennials und einem berühmten Autor, während sich Lorenz Zenleser in How (not) to film a fascist monument mit der Legitimität der gegenwärtigen Existenz bestimmter historischer Denkmäler auseinandersetzt. Moving Mountains von Andrea Costa erzählt von der Verbindung zwischen einem jungen Migranten und einer älteren Bäuerin, auf deren Hof er ein Zuhause gefunden hat. Sarah Pech spielt in Ich hab dich tanzen sehn mit dem Wechsel von Innen- und Außenperspektiven in einem Dorf, während Davide Grotta in No. 47 No Name eine Reise zwischen Realität und Traum in die Vergangenheit eines Mannes führt. Nura von Lorenz Klapfer handelt von einer Frau, die in einer lebensfeindlichen Umgebung vor der Entscheidung steht, zu bleiben oder zu gehen. Scosse von Caterina Ferrari zeigt die unmittelbaren Reaktionen von Menschen auf die Erzählung erlittener Gewalt. Jonathan Bugiel beleuchtet in Pygmalia die mystische Erweckung einer Marmorskulptur, während Un, due, tre…stella! Menschen begleitet, die durch den Choreographen Carlo Massari über Tanz und Erinnerung ihre Kindheit wieder entdecken.
Die Filme der LOCAL HEROES sind nicht nur ein Herzstück des Festivals, sondern bieten auch die Gelegenheit mit Filmschaffenden der Euregio-Filmszene ins Gespräch zu kommen. Der Keller des Waaghauses am Kornplatz (WAAG-1) wird dafür in eine atmosphärische Kino-Bar verwandelt, in der Filme der Sektion Local Heroes noch einmal gezeigt werden. Im Anschluss an ausgewählte Vorführungen gibt es vertiefende Diskussionen zu den jeweiligen Themen. So wird beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem ZeLT – Europäisches Zentrum für Literatur und Übersetzung – nach der Vorführung von MENSCH, msch! von Martin Telser und Julian Giacomuzzi der Frage nachgegangen, welche Herausforderungen das Übersetzen im Film mit sich bringt. Dabei wird unter anderem die Rolle von KI-gestützten Übersetzungssystemen beleuchtet. Ebenso wird in Kooperation mit dem Netzwerk gegen Gewalt und der Fachstelle Gewalt des Forum Prävention nach dem Film Was man nicht sagen kann, darüber muss man reden von Karl Prossliner über prekäre Lebensbedingungen in Südtirol diskutiert.
Fünfzehn der ausgewählten Filme werden auch für den IDM Film Commission Südtirol Award nominiert. Eine FILMCLUB Jury, die vom Journalisten und Dokumentarfilmer Gustav Hofer unterstützt wird und in diesem Jahr aus Anna Fischnaller, Angelika Li, Greta Amati, Natalia Tibolla, Tiziana Coluccio, Gustavo Delgado und Alberto Battan besteht, vergibt den mit 2.000 Euro dotierten Preis für den besten Langfilm und den mit 1.000 Euro dotierten Preis für den besten Kurzfilm.